Unzensierte Stellungnahme der AL zum SPD-Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in Sandhausen

13. Juni , 2014

Stellungnahme der Alternativen Liste in der Gemeinderatssitzung vom 26.05.2014 zum SPD-Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in Sandhausen

Der Antrag der SPD Fraktion zur Umwandlung der Friedrich Ebert Werkrealschule in eine GMS ist das Ergebnis einer langen Diskussion um die Weiterentwicklung des Schulsystems und seinen Auswirkungen für Sandhausen Es ist zeitweise zum bildungspolitischen Zankapfel der Fraktionen geworden. Ein kurzer Rückblick. Am 10.02.2013 hat die AL die erste Anfrage zum Thema Schulentwicklung in Sandhausen gestellt. Wir haben uns bislang sehr konsequent für die Entwicklung eines regionalen Schulentwicklungsplanes in der Raumschaft ausgesprochen, der sich an den Bildungschancen für unsere Kinder orientiert und nicht die Standortfrage in den Vordergrund stellt. Auf diese Initiative hin wurde durch die Gemeinde Sandhausen ein Antrag an das Schulamt zur Erstellung eines Schulentwicklungsplans in der Raumschaft gestellt. Viel Zeit ist seitdem vergangen. Für uns mehren sich die Hinweise, dass an diesem gemeinsamen Vorgehen sich eine Ideen- bzw. Lustlosigkeit breit macht oder noch schlimmer, auf Veränderungen in den landespolitischen Kräfteverhältnissen gewartet wird. Dieses Spiel auf Zeit ist nicht in unserem Sinne, der bildungspolitischen Erneuerung des Schulsystems.
Erfreulicherweise sehen wir aber jedoch auch, dass sich im RNK eine stille bildungspolitische Revolution in Gang setzt. Die Bereitschaft, sich unter dem Druck des Verfalls der Werkrealschulen auf etwas Neues einzulassen und die verkrusteten Schulstrukturen grundlegend zu verändern ist in vielen Gemeinden angekommen. In aller Stille und dem Engagement der Lehrerinnen und Lehrer ist auch an der Werkrealschule in Sandhausen diese Revolution angekommen. Die Klassenstufe 5 wird schon unter Anwendung der Prinzipien der GMS unterrichtet. Das Konzept der Gemeinschaftsschule findet bei Eltern und Schülern immer mehr Anhänger. Für die Starter-Jahre sind nicht die tatsächlichen Schülerzahlen
ausschlaggebend, sondern eine zu erstellende Langzeitprognose. Dies bedeutet, dass die Schule nicht zwingend mit 40 Schülern starten muss. Die Genehmigung zur Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule wird erteilt, wenn die Langzeitprognose eine stabile Zweizügigkeit ( = 40 Schüler in den Eingangsklassen) aufweist. So zum Beispiel die Elsenztal-Schule in Bammental. Seit der Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule sind die Anmeldezahlen derart gestiegen, dass im kommenden Schuljahr schon nicht mehr alle Bewerber in die Eingangsklassen aufgenommen werden.

Aus diesem Blickwinkel heraus hat Sandhausen beste Aussichten.

Die Gemeinschaftsschule wird Sandhausen nicht aufgezwungen. Sie ist vielmehr eine Chance für die Gemeinde. Der bisherige Werkrealschulabschluss trägt, auch wenn in den Schulen sehr gute Arbeit geleistet wird, nach wie vor sozusagen das Stigma der Hauptschule. Weder in der Wirtschaft, den Ausbildungsbetrieben, noch in der Gesellschaft ist er in gleicher Weise anerkannt wie ein „normaler“ Realschulabschluss. Dies könnte sich mit der Umwandlung in eine GMS ändern. Eine solche Verbesserung für unsere Kinder und Jugendlichen, einen solchen Mehrwert können wir erreichen! Die Gemeinschaftsschule bietet eine hohe Durchlässigkeit, den Schülerinnen und Schülern werden alle Bildungswege jederzeit offen gehalten. Nach Abschluss der zehnten Klasse ist ein Wechsel auf eine gymnasiale Oberstufe möglich. Dies eröffnet den Schülerinnen und Schülern den Schulabschluss Abitur nach 9 Jahren eine echte Alternative zu G8. Die Gemeinschaftsschule ist als gebundene Ganztagesschule konzipiert. Von vielen Eltern und Unternehmen wird eine qualitativ hochwertige Ganztagsbetreuung eingefordert und dies bundesweit von allen Parteien unterstützt. Damit wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich verbessert. Sandhausen ist in der Ganztagsbetreuung für Kinder unter sechs Jahren und im Grundschulbereich sowie im Gymnasium sehr gut aufgestellt. Die Einführung der Gemeinschaftsschule mit der damit verbundenen Ganztagsbetreuung würde eine bestehende Lücke ab Klasse fünf schließen.
Die Gemeinschaftsschule mit ihrem pädagogischen Konzept bedeutet Förderung der individuellen Fähigkeiten durch Binnendifferenzierung und trägt damit zu mehr Chancengleichheit bei. Die Empfehlung des Schulamtes, die GMS an den Schulstandorten jetziger Realschulen zu errichten, wird durch sehr langsame Reaktionszeit der beteiligten Bürgermeister unterwandert. Weder Leimen noch Walldorf haben bislang klar erkennbare Signale gesetzt, an der gemeinsamen Entwicklung Interesse zu haben. Ist der Schulstandort der Werkrealschule erst einmal geschlossen, sind uns jegliche Handlungsoptionen genommen. Ein Schulstandort wird auch dann nicht überlebensfähig sein, wenn sich seine Lehrer um Deputate in anderen Schulen bewerben. Aus all den genannten Gründen ist die Investition in den Schulstandort Sandhausen gerechtfertigt.

Die Fraktion der Alternativen Liste stimmt dem Antrag der SPD auf Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule zu!

Ralf Lauterbach
Gemeinderat

Gegen die Stimmen der Alternativen Liste und der SPD wurde der Antrag leider durch die Gemeinderatsmehrheit von CDU und FDP und BM Kletti abgelehnt.
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Die fett markierten Passagen wurden vor Veröffentlichung in den Gemeindenachrichten durch BM Kletti gestrichen. Siehe hierzu unsere Stellungnahme.

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