Im April 2018 stimmte die Alternative Liste Sandhausen dem ‚Einleitungsbeschluss‘ für den Bebauungsplan ‚Sportzentrum Süd‘ zu.
Mit dem heutigen Kenntnisstand bedauern wir diese Entscheidung und stellen fest, dass wir damals nicht gut informiert (worden) waren. Zum Beispiel seien laut Begründung der Verwaltung für den Erhalt der Lizenz des SV Sandhausen in der 2. Liga zwei zusätzliche Trainingsplätze zwingend notwendig. Tatsächlich ist aber laut Lizensierungsordnung offenbar nur ein zusätzlicher Platz erforderlich. Überrascht hatte uns der ausgearbeitete Bebauungsplanentwurf, der bei der Bürgerversammlung im März vorgestellt wurde. Vor allem wegen der großen Zahl von 144 zusätzlichen Parkplätzen, die mit den DFL-Auflagen nichts zu tun haben.
Als sich Widerstand in der Bevölkerung regte und die ersten Unterschriften gesammelt wurden, lud die AL am 11. Juni die Initiator*innen der Unterschriftsaktion sowie die örtlichen Naturschutzverbände (NABU, BUND) zum Informations- und Meinungsaustausch ein. Die Offenlage des Bebauungsplans, der Umweltbericht der beauftragten Firma, die Informationen von BUND und NABU, die Anregungen aus der Bürgerschaft und nicht zuletzt die gewachsene Aufmerksamkeit für das Thema Klimaschutz, haben uns schließlich zum Umdenken bewogen.
Der von Rodung bedrohte Wald ist ein gesunder Mischwald, der eine günstige Altersstruktur aufweist. Er gehört zum Erholungswald im gesetzlich geschützten Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt. Hier gehen Senioren mit ihren Angehörigen spazieren, es wird gejogged und gewalked, Eltern füttern mit ihren Kindern die Eichhörnchen. Durch Umwandlung in eine Sport- und Freizeitfläche, die nur noch vom Profifußballverein genutzt werden darf, wird der Bevölkerung dieses Stück Wald vor der Haustür dauerhaft entzogen. Für uns steht die Baumaßnahme für einen einzelnen Verein gegenüber dem Gemeinwohl in keinem Verhältnis.
Zumal es auch ein Sicherheitsproblem gibt: Die Zufahrt zu den neuen Parkplätzen kreuzt einen hochfrequentierten Radweg zwischen Sandhausen und Walldorf – gefährliche Verkehrssituationen sind vorprogrammiert.
Laut Umweltbericht würde das Vorhaben außerdem zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Schutzgutes Pflanzen, Tiere und Boden führen. Es fanden sich im Kartierbereich allein 28 Arten von Brutvögeln und 11 Fledermausarten, darunter die sehr seltene und besonders streng geschützte Bechsteinfledermaus. Amphibien werden in der Untersuchung gar nicht erwähnt, dabei haben Nabu-Mitglieder beobachtet, dass Laubfrösche in unmittelbarer Nähe ihre Laichgewässer haben. Außerdem ist bekannt, dass hier Krötenwanderungen stattfinden.
Die Vorhabenfläche liegt im Einzug zweier Wasserschutzgebiete. Neben einem Rasenplatz soll auch ein Kunstrasenplatz entstehen. Laut Bericht des Fraunhofer Instituts stehen Fußballplätze bei den Verwehungen primären Mikroplastiks bundesweit an 5. Stelle! Darüber hinaus gestaltet sich die Entsorgung ökologisch als äußerst schwierig. Das von der Europäischen Union geplante Verbot von Mikroplastik wird auch Kunstrasenplätze betreffen.
Es ist uns ein Anliegen, die Sandhäuser Vereine zu fördern und im Rahmen einer ausgewogenen Haushaltspolitik zu unterstützen. Wir fordern die Gemeindeverwaltung und den SV-Sandhausen auf, die Möglichkeiten eines alternativen Standortes mit Berücksichtigung des Umweltschutzes sowie von Kooperationen mit Vereinen in Nachbarorten zu prüfen.
Das Engagement der Bürgerinitiative „Pro Waldschutz Sandhausen“ begrüßen wir als ein Beispiel gelebter Demokratie.
Es gibt noch viel offene Fragen, die in Bezug auf dieses Projekt geklärt werden müssen. Auf Grund heutiger Informationen erwarten wir einen regen Austausch in der Gemeinde und im Rat zum Thema.