Stellungnahme zur Forsteinrichtungserneuerung 2020-2029 und zum Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2021

1. Dezember , 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

wenn wir in den Wald gehen, sehen wir, dass der Klimawandel auch bei uns angekommen ist. Unsere Bäume, allen voran die Kiefern, halten dem Trockenstress nicht mehr stand und sterben ab. Diese Tendenz wird noch zunehmen. Die Meinungen, wie man damit umzugehen soll, gehen, je nach forstlicher Expertise, weit auseinander. Aber untätig bleiben können wir nicht.

Wie schon in diesem Jahr, werden wir auch im nächsten Jahr für unseren Wald Geld ausgeben müssen. Veranschlagt sind für 2021 mindestens 16 000 Euro für Pflege, Wegesicherung, Fällarbeiten sowie nochmal 72 000 für Kulturen. Sandhausen setzt hierbei auf die Entwicklung eines Mischwaldes mit möglichst hohem Anteil an heimischen Arten.

Dass im Gemeindewald rund 5000 Bäume gepflanzt werden sollen, freut uns, denn so viele Bäume fehlen bereits, oder müssen noch gefällt werden.

Der Erhalt bzw. die Wiederaufforstung des Waldes ist uns ein dringendes Anliegen, deshalb stimmen wir der Forsteinrichtungserneuerung und dem Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2021 zu.

Gemeinderätin Beate Würzer sorgt sich um den heimischen Wald.

Wir geben aber Folgendes zu Bedenken:

– Gut die Hälfte unseres kleinen Gemeindewaldes steht auf Dünensand. Durch den dramatischen Rückgang der Kiefer, sollten wir das Ziel „Herstellung eines lichten Kiefernwaldes“ aufgeben. In diesen Gebieten sollten wir eher auf die offenbar entwicklungsfähige „Naturverjüngung“ setzen und ggf. Sämlinge ausbringen. Hier sollten wir beobachten was kommt und allenfalls richtungsgebend pflegend eingreifen.

– Der Plan sieht vor, dass weitere Kulturen angelegt werden sollen. Auf den „guten Böden“ haben Kulturen zwar bessere Chancen. Es muss aber über Jahre ein großer Aufwand betrieben werden, wenn man hier auf Dauer Erfolg haben will.

Der Wald ist mehr als Summe seiner Bäume. Das Ökosystem Wald hat große Bedeutung für Natur, d.h. Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume – und Umwelt, das heißt, für Klima, Wasser und Boden. In den Wäldern findet sich ein großer Teil der biologischen Vielfalt. Je intakter das System, desto besser funktioniert der Bestandsschutz.

Wir teilen die Auffassung, dass ein gesunder Mischwald ein erstrebenswertes Ziel ist. Bei der Umsetzung des Planes wünschen wir ein schonendes und rücksichtsvolles Vorgehen. Von Totalrodungen zur Neuanlage von Kulturen, von Einsätzen mit schwerem Gerät, vom Fällen gesunder, z.T. sehr alter Bäume, sollte jedoch Abstand genommen werden. Einzelstammentnahmen scheint uns hier ein gangbarer Weg.

– Aus aktuellem Anlass stellt sich uns die Frage, wie gehen wir grundsätzlich mit Neophyten um? Sollen wir sie, als Folge der Globalisierung und des Klimawandels akzeptieren? Wir sind der Meinung, wir sollten besonders invasive Arten, wie z.B. die Kermesbeere, zugunsten heimischer Arten zurückdrängen. Wie beim jährlichen Dünenputz könnte bürgerschaftliches Engagement hier positiv genutzt werden. Logistik, fachliche Einweisung der Ehrenamtler und die Begleitung der Maßnahme läge beim Forst. Wir regen deshalb nochmals an, eine derartige Aktion, ggf. auch revierübergreifend für das nächste Frühjahr zu planen.

– Der Wald rückt immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit. Wir sollten daher beschließen, dass der Gemeinderat über forstliche Maßnahmen vorab informiert wird. Wenn möglich sollten zweimal pro Jahr für alle Bürgerinnen und Bürger forstliche Waldbegehungen angeboten werden.

Fragen zur neuen Forstorganisation:

Kommunaler und privater Wald sind jetzt getrennt vom Staatswald Forst BW

1. Wer betreut den Forstbezirk Sandhausen?

2. Wie viele Gemeinden gehören zu ihrem Revier?

3. Wie groß ist die zu bewirtschaftende Fläche?

4. Sandhausen hat keine eigenen Waldarbeiter. Wer schafft in unserem Wald?

5. Wenn Unternehmen beauftragt werden: Wie überwachen Sie die Qualität der laufenden Arbeiten im Gemeindewaldgebiet?

6. Es gibt seit Mitte 2020 Fördergelder für nachhaltige Waldwirtschaft. Hierbei wird die Umsetzung des Landeswaldgesetzes finanziell unterstützt. Es geht, kurz gesagt, um den Schutz der Biodiversität und den Erhalt von Lebensräumen. Nutzen wir diese Förderungen bereits?

Beate Würzer

Gemeinderätin der Grün-Alternativen Liste Sandhausen

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