Stellungnahme zum Flächennutzungsplan

26. Juli , 2018

Stellungnahme zum Tagesordnungspunkt Flächennutzungsplan des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg-Mannheim der Gemeinderatssitzung vom 25.06.2018 Gemeinderat Ralf Lauterbach

Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität vom Ressourcenverbrauch entkoppeln

In der Gemeinderatssitzung vom 25.06 wurde der oben genannte Flächennutzungsplan mit großer Mehrheit gegen die Stimmen der AL beschlossen. Der Vorentwurf des neuen gemeinsamen Planwerkes beinhaltet eine zusätzliche Wohnbaufläche von etwa 8 ha sowie eine 3,5 ha große gewerbliche Baufläche im Norden der Gemeinde.
Die Aufnahme des Anwesens „ehemaliges Wasserwerk“ zur möglichen Nutzung fand hingegen die Zustimmung der AL.
Folgend die Gründe unserer Ablehnung. Nachhaltige Entwicklung in der Region braucht zukunftsfähige und mutige Entscheidungen im Hier und Heute. Meldungen über Klimaveränderungen, Naturkatastrophen und Zerstörungen unserer natürlichen Umwelt gehören mittlerweile zu unserem Alltag. An Nachrichten über Hurrikane, Tsunamis und Erdbeben haben wir uns schon fast gewöhnt. In der Regel sind diese Ereignisse auch komfortabel weit weg von unserer Region. Wir erfahren, dass wichtige industrielle Rohstoffe und fossile Energieträger wie Kohle und Öl in wenigen Jahrzehnten kaum noch zur Verfügung stehen werden. In großen Regionen der Erde mangelt es bereits jetzt an Wasser und anderen lebenswichtigen Gütern. In dicht besiedelten Gebieten und industriellen Ballungszentren wie z.B. der Metropolregion leiden die Menschen unter Luftverschmutzung, Lärm und sich häufenden Abfallbergen. In der Natur sind Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bedroht.
In einer Minute …
• … beträgt der Kohlendioxid-Ausstoß über 38.000 Tonnen.
• … zerstören die Menschen 3,5 Quadratkilometer Wald.
• … produzieren wir alle über 15.000 Tonnen Müll.
• … belasten zusätzlich über 90 neue Autos unsere Umwelt.
• … werden rund 60.000 Tonnen Erde abgeschwemmt oder abgetragen.
• … nimmt die Erdbevölkerung um 165 Menschen zu.
• … geht fast ein Quadratkilometer Naturfläche durch Bebauung oder Versiegelung verloren.
• … sterben ca. 40 Menschen an Hunger.
(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung Bonn)

Diese Zahlen werden den Schülern im Unterricht vermittelt.
Über Höchstgrenzen zum Flächenverbrauch in Sandhausen und im Umland wird wenig geschrieben – leider auch wenig gesagt. Schluss mit der einfachen nicht zukunftsfähigen Formel Wachstum x Flächenverbrauch = Wohlstand für kommende Generationen.
Die weitere Zerstörung von Natur und Kulturlandschaft für schlecht geplante und unnötige Gewerbegebiete oder Neubaugebiete muss ein Ende haben. Tiefgaragen und Parkdecks statt großer Asphaltparkflächen, Hochregallager statt ebenerdiger Lagerflächen, generell mehr Hoch- und weniger Flachbauten. Alle Städte und Gemeinden können sich so weiterentwickeln, mit Rücksichtnahme auf die Umwelt.
Die Einwände derer, die gebetsmühlenhaft auf Flächenfraß für den Wohnungsbau beharren muss verdeutlicht werden, dass dies nicht zukunftsfähig ist.

Dass neue Wohnungen dringend nötig sind, ist allerdings unbestritten. Es müsste noch viel mehr gebaut werden – ist das ein Widerspruch?
Nein, wir brauchen eben keine neuen freistehenden Villen, mit großen Grundstücken. Die Masse der Wohnungen, die wir vor allem in den Ballungszentren schaffen müssen – denn da ist die Not am größten – kann nur im Geschosswohnungsbau entstehen. Da sehe ich Übereinstimmung mit unseren Zielen auch der Nachverdichtung im Ort Grenzen zu setzen. In die Höhe planen, statt in die Fläche. Ein langfristiges Ziel das heute schon in den Köpfen der Entscheider entstehen müsste – da müsste ein überparteilicher Konsens doch herstellbar sein?

Sandhausen 2030 immer wieder von uns als Entwicklungsinitiative gefordert muss vorangetrieben werden. Am Ende müssen wir zu einem Flächenkreislaufsystem kommen, bei dem nicht mehr benötigte Flächen renaturiert und nur in gleicher Größe neue Flächen erschlossen werden dürfen. Die Metropolregion ist eng besiedelt; wenn wir hier langfristig gut leben wollen, müssen wir mit unserer Natur und Kulturlandschaft sorgsam umgehen.
Wer braucht schon neue Baugebiete, wenn im Ortskern Brachen wie die Dorfschänke leer stehen und keiner Nutzung zugeführt werden. Es ist immer noch lukrativer einen Acker oder eine Wiese zu erschließen und zu bebauen, als eine Brache herzurichten oder ein Leerstehendes, alte Gebäude im Ortskern an neue Nutzungsbedingungen anzupassen.
Nachhaltigkeit – was heißt das?
Nachhaltige Entwicklung bedeutet eine grundsätzliche Abkehr von Konzepten, wonach die Selbstregulation des Marktes alles richten wird. Und sie bedeutet, sich konsequent von der Vorstellung zu verabschieden, dass mehr Wirtschaftswachstum ein besseres Leben ermöglichen würde. Heute wird deutlich, dass ein am Profit und höher und weiter orientiertes Wachstum mehr Nach- als Vorteile mit sich bringt. Schließlich wird die Rettung der Biosphäre nicht gelingen, wenn nicht endlich die Vorherrschaft der Nordhalbkugel über die Südhablkugel beendet und wirkliche Kooperation angestrebt wird. Denn nach wie vor nutzt der Norden seine strukturelle Macht in der Finanz-, Handels- und Entwicklungspolitik zu Ungunsten des Südens aus.
Nimmt man Nachhaltigkeit wirklich ernst, dann resultieren daraus drastische Anforderungen und eine grundlegende Veränderung in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik sowie ein verändertes Verhalten der Menschen in praktisch allen Lebensbereichen. Nicht nur Konsumgewohnheiten müssen geändert werden, sondern es geht um einen fundamentalen Bewusstseinswandel und um einen grundlegenden gesellschaftlichen Richtungswechsel. Die Bewahrung und Wiederherstellung einer lebenswerten Umwelt ist eine zutiefst soziale Angelegenheit und zentrale Säule von Gerechtigkeit.
Wer sich über eventuelle Wasservorkommen auf dem Mars freut, der sollte sich Fragen warum wir unsere Wasservorkommen systematisch vergiften und durch Plastikmüll für Meeresbewohner quasi unbewohnbar machen. Multinationale Konzerne wie Nestlè haben das Geschäftsmodell Wasser schon für sich entdeckt. Deshalb auch weiterhin ein konsequentes nein zu Freihandelsabkommen die alte Rituale der Gewinnmaximierung für wenige bedeuten.
Wasser und Nahrungsmittel sind, und sollten keine Spekulationsmasse für Großkonzerne sein oder werden.
Deshalb steht die Alternative Liste auch weiterhin politisch unabhängig, als kritische Stimme für die Wahrung abweichender Haltungen. Wir wollen unseren Planeten bewahren und damit die Lebensgrundlage unserer Kinder.

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