In den letzten Jahren hat sich die Gemeinde, Verwaltung wie Gemeinderat, schwergetan, eine Stelle für Klimaschutzmanagement zu schaffen.
Die GAL hatte bereits Ende 2019 und 2020 angeregt, diese Stelle in den Haushalt des Folgejahres aufzunehmen und mit folgender Begründung einzurichten: „Infolge des Klimawandels steigen, vor Allem auch in den Kommunen, die Herausforderungen zum Handeln. Die Ziele der Pariser Klimakonferenz sind bis 2020 in Deutschland bei Weitem verfehlt. Wir können bereits jetzt die Auswirkungen der Klimaveränderungen deutlich spüren. Deshalb sollten auch in Sandhausen vermehrt Maßnahmen zum Klimaschutz, auch über die gemeindeeigenen Liegenschaften hinaus (hier lediglich 0,6 Prozent CO2 Einsparung), planvoll ergriffen werden.
Hierzu ist die Entwicklung eines, auf Sandhausen zugeschnittenen, Klimaschutzkonzeptes notwendig. Das Konzept muss kurz-, mittel- und langfristige Ziele und dazugehörige Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen aufzeigen. Die Umsetzung auf lokaler Ebene ist notwendig, um nationale Klimaschutzziele zu erreichen. Unter Einbeziehung und Vernetzung aller wichtigen Akteure, soll ein Maßnahmenkatalog erstellt werden, die Finanzierung der Maßnahmen jeweils abgeklärt, sowie die Durchführung der Projekte prozesshaft begleitet werden.“ Hier auch wichtig zu wissen, dass die Stelle für mindestens zwei Jahre zu 75 bis 100 Prozent von Bund und Land finanziert wird, Anschlussfinanzierung nicht ausgeschlossen.
Dieses Anliegen wurde bis Anfang 2021 im Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt. Das hat uns überrascht, da doch mittlerweile die Fakten zum Klimawandel auf dem Tisch liegen und die Zeit drängt. Städte und Gemeinden, die diesbezüglich bereits „vorgelegt“ haben zeigen, dass Investitionen in Klimaschutz tatsächlich nachhaltig und zukunftsorientiert sind. Sie sind geeignet, die Lebensqualität der BürgerInnen wiederherzustellen bzw. zu erhöhen und der Gemeinde auf lange Sicht viel Geld zu sparen.
Der Rhein-Neckar-Kreis gibt mit der Fortschreibung seines Klimaschutzkonzeptes vor, bis 2040 klimaneutral werden zu wollen. Zudem hat das Bundesverfassungsgericht kürzlich mit seinem Urteil darauf hingewiesen, dass der Schutz des Lebens und körperlicher Unversehrtheit im Grundgesetz auch den Schutz vor Belastungen durch Umwelteinflüsse einschließt. Die Politik muss nachbessern und konkretisieren, wie sie die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens ab 2030 erreichen will.
Wie man, auch in den Medien, unschwer erkennen kann, wächst der politische Druck auf allen Ebenen (EU, Bund, Land, Kreis, Kommune), tatsächlich zum Thema tätig zu werden. Nicht nur eine Hinwendung zu, sondern auch eine Identifikation mit „grüner Umweltpolitik“ ist derzeit in fast allen Parteien zu beobachten (aktuell erkennbar in den Programmen der Parteien zur Bundestagswahl)..
So hat sich nun auch unsere Gemeinde, allen voran Bürgermeister Georg Kletti, dazu durchgerungen, den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Klimawandel Glauben zu schenken und Klimaschutz als Pflichtaufgabe wahrzunehmen. Dieses Umdenken schlug sich am 31.05.2021 als mehrheitliche Zustimmung des Gemeinderates zu folgenden Beschlussvorlagen nieder:
- Dem Gemeinderat wird empfohlen, vorbehaltlich der finalen Beratung, der Kooperationsvereinbarung zur Fortschreibung des Klimaschutzes zwischen dem Rhein-Neckar-Kreis und den Kreisgemeinden beizutreten.
- Dem Gemeinderat wird empfohlen, unter der Voraussetzung eines positiven Förderbescheides des BMU zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Stelle eines/einer Klimaschutzmanager*in zunächst befristet für zwei Jahre auszuschreiben.
Wir begrüßen diese Richtungsänderung und hoffen, nach erfolgreicher Stellenbesetzung auch auf tatkräftige Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen seitens des neuen Bürgermeisters Hakan Günes und seiner Verwaltung.
Was mir noch wichtig wäre: Klimaschutz lässt sich nicht ausschließlich auf die wichtige Energie- und Verkehrswende reduzieren. Er ist auch immer UMWELT- UND NATURSCHUTZ! Ein Umdenken im Umgang mit unserem Wald und unseren Parkflächen muss her! Nicht Sauberkeit und Ordnung, sondern naturnahe Vielfalt muss unser Bestreben sein.
Wenn es Mensch und Tier in Sandhausen zukünftig gut gehen soll, müssen wir uns auch auf Hitzeereignisse, Dürre und Starkregen vorbereiten. Hierzu gibt es bereits andernorts erfolgreich umgesetzte innerörtlich, auch städteplanerische Maßnahmen. Hier seinen nur einige beispielhaft genannt:
Entsiegelung -> Schaffung von Retentionsflächen
Rückbau von Schotterflächen -> Insektenfreundliche Begrünung
Dach- und Fassadenbegrünung -> Kühlung, Insekten- und Vogelschutz
Erhöhung des Hecken- und Baumbestandes-> Kühlinseln, Vogelschutz, Artenschutz
Wasserläufe, Luftkorridore -> Kühleffekte
Gerne greife ich als Beispiel einen Vorschlag aus der Verwaltung auf: Wir machen aus dem Lège-Cap-Ferret-Platz eine grüne Insel mit Bewirtschaftung. Da trinken wir dann, unter schattigen Bäumen, gemütlich einen Cappuccino. Ja, so könnte ich mir meine Hopfengemeinde zukünftig vorstellen. Ich hoffe, dass unser zukünftiger Bürgermeister Hakan Günes dem Gemeinderat von sich aus Maßnahmen zur unmittelbaren Verbesserung des Mikroklimas vorschlägt und selbstverständlich ehrenamtliches Engagement der SandhäuserInnen in den Bereichen Klima, Umwelt und Natur, das dem Wohle Aller dient, vorbehaltlos unterstützt.
Eure Beate Würzer (Mitglied der GAL-Fraktion im Gemeinderat)