Sehr geehrter Herr Schweigler, sehr geehrter Herr Edler, vielen Dank für die Vorlagen und die Zahlen.
Ich schicke vorab, dass die folgenden Äußerungen in keinster Weise persönlich gegen Sie gerichtet, Sie wissen, dass ich Sie schätze. Die Äußerungen
kritisieren vielmehr das bestehende System der langjährigen Waldbehandlung hier bei uns.
„Wald ist Chefsache“! Das hat der aktuelle Landwirtschaftsminister Hauk zumindest vor einiger Zeit vollmundig verlauten lassen. Leider merkt keiner was davon. Auch hier bei uns merkt man nichts davon, dass der Wald Chefsache sein und ein Zukunftswald werden soll. Die AG Zukunftswald, die ins Leben gerufen wurde, hat seit langem nicht mehr getagt.
Der Zustand des Gemeindewaldes überbietet sich jedes Jahr an Traurigkeit für alle Besucher. Und man sieht: Schlimmer geht immer – nämlich im nächsten Jahr. Unser Wald ist in einem Zustand, der mit einem einzigen Wort zu beschreiben ist: GESCHUNDEN!
Unser Wald ist durch den zunehmenden Klimawandel in massivem Stress, Dürre – und Käferschäden lassen Bäume in großer Anzahl absterben, invasive Arten haben durch den großen Lichteinfall und die forstlich freigestellten Flächen leichtes Spiel. In großen Teilen des Gemeindewaldes sieht man ausschließlich nordamerikanische Kermesbeere und die spätblühende Traubenkirsche, teilweise sogar in den vom Forstamt aufgestellten Wuchshüllen und das ist jetzt kein schwarzer Humor.
Durch die Technisierung und die Befahrung mit überdimensionierten Harvestern, die -mit Flutlicht ausgestattet- bis in die Dunkelheit hinein Holz ernten, ist unser Wald dermaßen und ausschließlich zu einem Wirtschaftsfaktor degradiert. Auch, wenn mit den schweren Maschinen nur noch im Bereich festgelegter Erschließungslinien gefahren wird, ist dies im Ganzen deutlich zuviel! Die Böden sind auf Jahre hinaus verdichtet. Rückegassen werden zu Wegen, die Rückzugsmöglichkeiten für das Wild werden immer geringer, Naherholung und biodiversitäre Möglichkeiten bietet der Wald nur noch in Fragmenten. Die Neuanpflanzungen vom Forstamt auf wenigen Flächen gelingen nur mit größer Mühe, sehr langsam und mit erheblichem Aufwand an Nachpflanzungen. Der Wald ist an der Belastungsgrenze angekommen.
Und bei Betrachtung der nun vorliegenden neuen Planung für 2025 kann ich sagen: Das ist ein „WEITER SO“ , da ändert sich nichts. Während einerseits der Klimawandel unaufhaltsam weiter fortschreitet, sucht man Maßnahmen zur Anpassung im Plan vergebens. Es sind für 2025 700 FM Holzeinschlag vorgesehen, dazu kommt dann – wie in den Vorjahren- die sog. „Zufällige Nutzung“ aus Dürreschäden, Pilzschäden, Insekten – und Sturmschäden, die weitaus mehr ist als die planmäßige Nutzung, die Zahl bewegt sich nach den vorliegenden Unterlagen der letzten Jahre bei immer bei ca. 3000 FM. Dazu wird dann noch die planmäßige Nutzung eingeschlagen. Eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, wo dieses ganze Holz jedes Jahr hergenommen wird, nachwachsen kann diese Menge unter den gegebenen Umständen in keinster Weise. Die Gemeinde fährt im Forstbereich schon seit Jahren finanzielle Verluste ein, auch diese Jahr ist ein Minus von 146850 € veranschlagt. Wir sollten zukünftig auf die planmäßige Holznutzung gänzlich verzichten, das komplette Totholz im Wald belassen und uns ausschließlich auf notwendigste Verkehrssicherung und die Bekämpfung invasiver Arten konzentrieren. Der Wald braucht Ruhe, vor allem vor uns Menschen.
Was mir fehlt ist, eine Strategie zur zukünftigen Entwicklung. Mir fehlen auch die mahnenden Worte der Fachleute, von denen ich denke, dass der Beruf „Förster/in“ aus Leidenschaft und Zuneigung zur Natur gewählt wurde.Mir fehlt der erhobene Zeigefinger von Ihnen und die objektive eindringliche Warnung dass es wirklich schon fast 5 nach 12 ist und dass ein Umdenken der von Ihnen betreuten Kommunen dringend geboten ist.
Mir fehlt ihr fachlicher Input, wie wir dem Gemeindewald helfen können, wieder seine eigene Dynamik zu entwickeln mit der er sich dann weiter selbst helfen kann. Es darf nicht mehr um Menge und Ertrag gehen. Es müssen Schutzkonzepte durch Bürgerbeteiligungsverfahren erstellt und transparent gemacht werden. Als Stichwort nenne ich hier das „Darmstädter Modell“, das wir gerne in ein „Sandhäuser Modell“ transferieren können. Das wärs doch!Die weiter zunehmenden Wetterextreme werden zu einer weiteren Verschlechterung des Waldbestandes führen, vor allem werden bei uns die Kiefern weiter leiden und im Bestand massiv zurückgehen, die Qualität der Böden verschlechtert sich.Letztendlich zahlen die Bürger dafür.
Sie selbst haben im vergangenen Jahr angeregt, dass man im Rahmen einer Waldpädagogik verschiedene Arbeitseinsätze durchführen kann. Passiert ist nichts. Ich kann Sie da nur ermutigen: Bieten Sie das an! Sie werden Leute finden, die tatkräftig mit anpacken, wie es die rührigen Menschen von Pro-Waldschutz schon seit geraumer Zeit bei der Bekämpfung der Kermesbeere machen. Ihnen gebührt auch an dieser Stelle unser großer Dank!
Es wird nur gemeinsam mit der Zustimmung von uns allen hier im Gemeinderat gelingen, den Wald zu retten. Dass es dem Wald schlecht geht, sieht jeder und hinter meinen vorgetragenen Ausführungen steckt keine Ideologie, sondern echtes Interesse und Emotion, endlich in Sachen Waldbehandlung etwas zu bewegen. Wer mich kennt, weiß das!
Die GAL wird aus den vorgetragenen Gründen, die vorliegende Planung ablehnen und beantragt ein neues wirksames Schutzkonzept für den Gemeindewald zu erstellen und zu gegebener Zeit neu zu beraten und zu beschließen, gerne auch mit Beteiligung von sach – und fachkundigen Menschen aus der Bürgerschaft.
Dafür werbe ich auch bei allen anderen Fraktionen um ihre Stimmen. Wir müssen uns alle hier gemeinsam bewegen um voranzukommen.