Stellungnahme der GAL – Fraktion von 

Gemeinderätin Beate Würzer

Rolle rückwärts! Jetzt doch 2 Sportplätze im Waldschutzgebiet? 

Die Informationsvorlage der Gemeindeverwaltung hatte es in der letzten Gemeinderatssitzung in sich. Aufgrund der Nicht-Durchführbarkeit der Variante „Verwaltung“, die nur einen Platz im Waldschutzgebiet vorgesehen hatte, kehrt man jetzt zur Ursprungsplanung zurück und legt in der kommenden Sitzung am 22.05.2023 dem Gemeinderat vor, über zwei Plätze im Waldschutzgebiet zu beschließen. 

Die „Historie“ der Spielflächen fürs Nachwuchsleistungszentrum SVS und unsere Haltung dazu: 

In 2018 wurde dem Einleitungsbeschluss zur Erweiterung des Sportzentrums Süd vomGemeinderat mehrheitlich zugestimmt. Im Zuge der weiteren Konkretisierung des Vorhabens und unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse zur Umweltbelastung/Klimawandel, regte sich Widerstand bei Bürgerinnen und Bürgern, den Umweltverbänden Nabu und BUND und auch bei der GAL. Im Schutzwald Schwetzinger Hardt sollten auf 2,7ha Wald noch 2 Spielfelder für das Nachwuchsleistungszentrum des SVS, sowie 144 Parkplätze entstehen. Dafür sollte der Wald vom Land erworben oder getauscht werden und in Sport und Freizeit umgewandelt werden.

Die Bürgerinitiative „Pro Waldschutz“ fand sich zusammen. Im Juli 2019 formulierten sie eine Petition an den Landtag gegen die Umwandlung des Waldes mit insgesamt 15 Begründungen. Der Petitionsausschuss hat das Verfahren an die Gemeinde zurückverwiesen mit dem Hinweis „Zuständigkeit“, aber auch der Anmerkung, die Initiative könne sich erneut an ihn wenden. Im Herbst 2019 sammelte man zudem, in nur wenigen Tagen, vorwiegend rund ums Rathaus 1500 Sandhäuser Stimmen gegen die Waldumwandlung, die Bürgermeister Kletti in einer Gemeinderatssitzung übergeben wurden. 

Obwohl wir dem Breitensport, auch dem Fußball große Sympathien entgegenbringen, hat die Diskussion auch bei uns einen Zielkonflikt ausgelöst. Wir können gut verstehen, dass der Wunsch besteht, endlich zu einer Entscheidung in der Sache zu kommen und den SV in seinem Anliegen zu unterstützen. Die sich anbahnende Klimakatastrophe allerdings lässt uns eine andere Dringlichkeit erkennen. 

Die zusammengetragenen Argumente, die spontane Beteiligung der BürgerInnen, die damalige Rückmeldung der Träger Öffentlicher Belange, sowie die Äußerungen einiger Räte, das Waldschutzgebiet sei eine „rote Linie“, überzeugten uns, einen Antrag auf Aufhebung des Einleitungsbeschlusses aus 2018 zu stellen. Wir hätten es begrüßt, wenn die Bürger und Bürgerinnen Sandhausens über diese wichtige Angelegenheit (Gemeindewald ist Allgemeingut) hätten entscheiden können.Dies wäre, günstigstenfalls, auch bei einer Ablehnung unseres Antrages möglich gewesen. Leider kam unser Antrag in der Sitzung vom Oktober 2019 nicht zur Abstimmung, da die SPD, für uns vollkommen überraschend, einen Antrag auf „Ruhen lassen des Verfahrens“ gestellt hatte. Der Tagesordnungspunkt wurde geschlossen. Der Bürgerentscheid war vom Tisch. 

Dafür wurde ein „Runder Tisch“ einberufen und der SVS sollte Kooperationen mit benachbarten Fußballvereinen prüfen. Der Runde Tisch hätte aus unserer Sicht nur dann Sinn gemacht, wenn man ergebnisoffen, also ohne den ursprünglichen Einleitungsbeschluss im Nacken, hätte diskutieren können. Mehrere Varianten wurden dort entwickelt. Keine davon problemlos. Letzten Endes liess eine Mehrheit des Gemeinderates die Variante 0 als „light-Variante“ im April 2022 wieder aufleben (Bau mindestens 1 Spielfeldes im Waldschutzgebiet, ein zweites im bereits überplanten Sport- und Freizeitgebiet-Wald).

Kooperationsbemühungen mit anderen Vereinen der Umgebung wurden dem Gemeinderat seitens des SVS nicht nachgewiesen. An der prinzipiellen Notwendigkeit (die DFL verlangt, der Verein muss liefern, die Kommune muss entsprechend beschließen und sich an den Kosten beteiligen) wurden keine Zweifel zugelassen, aber auch kein Nachweis erbracht. Grundsätzliche Diskussion zum Nutzen und Schaden des Projekts, unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse zum Klimawandel und dem Zustand unseres Waldes, wurden leider nicht geführt. 

Alle dort erarbeiteten Varianten entnehmen Fläche aus der Natur. Die Anlage weiterer Spielfelder ist, nach bestem Wissen und Gewissen, nicht als nachhaltig zu bezeichnen und auch nicht zukunftsorientiert. Produktion, Anlage, Pflege sowie die Bespielung und Entsorgung haben vielfältige z.T. äußerst schädliche Nebenwirkungen, von Rasenheizungen und Lichtverschmutzung durch Flutlichtanlagen ganz zu schweigen. Diese Flächen sind tot. Sie sind ohne ökologische Funktion. Unabhängig davon, wessen Begehr` es ist, sollten wir Entnahme von Feld, Wald und Flur, Versiegelung von Flächen ohne wirkliche Not, aus bekannten Gründen auch bei uns in Sandhausen zukünftig auf keinen Fall mehr zulassen. Wir sind vielmehr gut beraten, bescheiden zu bleiben und endlich tatsächlich Rücksicht auf unsere Umwelt zu nehmen. 

Zum Argument „die Flächen werden ausgeglichen“: Landwirtschaftliche Fläche zu entnehmen ist keinesfalls sinnvoll und empfehlenswert. Einen Wald aus dem NICHTS aus dem Boden zu stampfen, gelingt nur schwerlich.  Die Bereiche sind über Jahre intensiv pflegebedürftig, was die Gemeinde zusätzlich Geld kostet. Entsiegelung für Versiegelung findet leider (noch) nicht statt.

Für die GAL Fraktion

Beate Würzer